Kurz vor 11 Uhr betraten am 18. Februar 1943 der Medizinstudent Hans Scholl und seine Schwester Sophie, die Biologie und Philosophie studierte, das Hauptgebäude der Münchener Universität. Sie öffneten den Koffer, den Hans bisher getragen hatte, entnahmen ihm Packen von Flugblättern und legten diese nach und nach auf Treppen und Fenstersimse im Lichthof des Gebäudes.

Im obersten Stock angekommen, warfen sie von der Galerie die übrig gebliebenen Flugblätter herunter, in denen es u.a. hieß: "Der Tag der Abrechnung ist gekommen, der Abrechnung unserer deutschen Jugend mit der verabscheuungswürdigsten Tyrannis, die unser Volk je erduldet hat." Gemeint war die nationalsozialistische Diktatur, die seit 10 Jahren in Deutschland herrschte.
Als die beiden mit ihrem leeren Koffer die Universität verlassen wollten, hielt der Hausmeister sie fest und übergab sie dem Rektor Walter Wüst, Professor für "arische Sprachwissenschaft" und SS-Oberführer. Dieser rief die Geheime Staatspolizei. In deren Hauptquartier, dem Wittelsbacher Palais, wurden sie nun vier Tage lang pausenlos verhört. Roland Freisler, der berüchtigte Präsident des Volksgerichtshofs, reiste eigens aus Berlin an und verurteilte sie am 22. Februar 1943 zum Tode. Noch am Nachmittag desselben Tages, es war gegen 17 Uhr, fand die Hinrichtung statt: Sophie (21 Jahre) und Hans (24 Jahre) wurden durch das Fallbeil enthauptet. Kurz vor seinem Tod rief Hans noch: "Es lebe die Freiheit!"
Für die Freiheit hatten die Geschwister zusammen mit vier Freunden seit ungefähr einem Jahr in höchster Lebensgefahr gekämpft. Ihre kleine Gruppe nannten sie "Die weiße Rose". Sie tippten auf einer alten Schreibmaschine insgesamt sechs Flugblätter, in denen sie zum Widerstand gegen Hitlers Unrechtsstaat aufriefen, vervielfältigten sie zu nächtlicher Stunde auf einem einfachen Hektographierapparat und verschickten sie an Mitbürger, deren Adressen sie aus Telefonbüchern gesammelt hatten. In anderen Nächten malte Hans, dem Alexander Schmorell und Willi Graf halfen, im Münchener Universitätsviertel mit schwarzer Teerfarbe Parolen an Hauswände: "Nieder mit Hitler!" und wieder "Freiheit!" war am nächsten Morgen in mehr als 1 Meter großen Buchstaben für jedermann zu lesen.
Wie sehr ihnen die Gefahr bewußt war, in der sie ständig schwebten und die sie schließlich eingeholt hat, hat Sophie selbst formuliert: "Was liegt an meinem Tod, wenn durch unser Handeln Tausende von Menschen aufgerüttelt und geweckt werden!" Aber sie und ihr Bruder wußten auch, daß es Situationen gibt, in denen Menschen gebraucht werden, die für ihre Überzeugung mit Taten einstehen. Das hat sie gemeint, als sie nach einem langen Gespräch mit Hans und dem gemeinsamen Freund Josef Furtmeier am 30. Mai 1942 in ihr Tagebuch schrieb: "...es drängt mich danach, durch ein äußeres Tun das in mir zu verwirklichen, was bisher nur als Gedanken, als richtig Erkanntes in mir ist."